2010 - Ecuador: klein, aber voller Kontraste. Vom kalten Hochland über dampfenden Dschungel bis zur heißen Pazifikküste: In Ecuador liegen Welten nur wenige Busstunden auseinander. Meine Reise führt von den Kolonialgassen in Cuenca über die Quellen von Baños und die chaotische Hauptstadt Quito bis tief ins Cuyabeno-Reservat, weiter nach Guayaquil und schließlich an die Partystrände von Montañita. Ein kleines Land, das groß aufspielt.

Hola Ecuador: Erste Schritte in Cuenca

Cuenca

Ecuador ist nach Suriname das zweitkleinste Land Südamerikas – aber eines der vielfältigsten. Nirgendwo sonst liegen so unterschiedliche Landschaften so dicht beieinander: morgens frierend in den Anden, am nächsten Tag schwitzend im Amazonasgebiet oder an den Stränden der Pazifikküste. Mein Lonely Planet verspricht tropfnasse Regenwälder, merkwürdige Insekten, furchtlose Tiere und eine unglaubliche Pflanzenwelt – und dazu die legendären Galápagos-Inseln.

Schon die Anreise ist ein Abenteuer: An der Grenze müssen wir den Bus wechseln, was mir erst komisch vorkommt, aber problemlos klappt. Der Einreisestempel ist schnell im Pass, und sofort verändert sich die Natur. Nach den wüstenähnlichen Landschaften in Peru wird es plötzlich grün und feucht. Bananenplantagen säumen die Straße, Palmen und dichteres Buschwerk tauchen auf. Der Bus ist eine klapprige Kiste, die Fenster lassen sich nicht schließen, und so werden wir ordentlich durchgeschüttelt – dafür gibt’s jede Menge Frischluft. Unterwegs steigen Einheimische zu, verkaufen EmpanadasSalchipapas oder frischen Obstsalat – meiner kostet nur einen Dollar und ist köstlich.

Meine erste Station in Ecuador ist Cuenca, ein hübsches Städtchen im Süden des Landes. Die Stadt begeistert mit kolonialem Charme, prächtigen Kathedralen und einer entspannten Atmosphäre. 

Mit ein paar Mitreisenden aus Máncora komme ich spät nachts an und starte am nächsten Tag mein Sightseeing.

Die Altstadt von Cuenca gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe: enge Gassen, bunte Häuser und beeindruckende Kirchen. Auf der Plaza Abdón Calderón lässt es sich herrlich entspannen und das Treiben beobachten. Besonders eindrucksvoll ist die Catedral de la Inmaculada Concepción mit ihren blauen Kuppeln – das Wahrzeichen der Stadt.

Am Nachmittag besuche ich die Inka-Ruine Pumapungo. Viel ist von den Anlagen nicht mehr übrig – meist nur Grundmauern –, doch die Geschichte dahinter ist spannend. Direkt daneben liegt das Museo del Banco Central, das ethnologische Museum von Cuenca.

Dort erfahre ich mehr über die verschiedenen indigenen Bevölkerungsgruppen und wie unterschiedlich ihre Lebensweisen sind – geprägt von Küste, Anden und Amazonas. Ein spannender Kontrast zwischen karger Bergwelt und üppigem Dschungel.

Alles in allem: Cuenca ist ein entspannter Einstieg in Ecuador. Koloniales Flair, lebendige Plätze und ein Hauch Inka-Geschichte – aber nach ein, zwei Tagen zieht es mich weiter. Nächster Halt: Baños, wo heiße Quellen und Vulkane warten.

Kathedrale in Cuenca

Wellness in Baños: heiße Quellen & Abenteuer

Baños

Baños de Agua Santa – übersetzt „Bäder des heiligen Wassers“ – liegt am Fuße des Tungurahua-Vulkans und gilt als einer der wichtigsten Wallfahrtsorte Ecuadors. Gleichzeitig ist es ein beliebtes Reiseziel, auch für Einheimische. Der Grund: die schwefelhaltigen Thermalquellen, denen heilende Kräfte zugeschrieben werden. Klar, das lasse ich mir nicht entgehen. Fast jeden Tag gönne ich mir ein wohltuendes Bad – manche Becken sind so heiß, dass man sich ernsthafte Sorgen um die Familienplanung machen könnte, andere dagegen angenehm temperiert bei 37 °C. Herrlich! Ich bilde mir sogar ein, dass meine Haut straffer wird und meine Energien förmlich durch die Decke gehen. Irgendwas scheint an diesen Quellen also wirklich dran zu sein.

Doch nur faul herumliegen ist nichts für mich – also ab ins Abenteuer! Ich schließe mich einer Truppe zum River Rafting an. Mit einem knallblauen Schlauchboot geht es in die Stromschnellen. Unser Kapitän Pau weist uns gründlich ein: wie man im Takt paddelt, wie man das Boot steuert und vor allem, wie man über Bord gegangene Crewmitglieder wieder an Bord holt. Bei den Kommandos heißt es meistens adelante (geradeaus), während wir beim Ruf inclinarse blitzschnell ins Boot hechten müssen, um nicht an Felsen zu zerschellen. Klingt gefährlich – und macht richtig Spaß! Ich sitze ganz vorne und bekomme die meiste Dusche ab, aber genau das ist ja der Sinn der Sache. Unter Paus Kommandos meistern wir die Stromschnellen souverän. Abends treffe ich ihn zufällig wieder in einer Disco – und wir feiern unsere neue Karriere als Bootsleute.

Am nächsten Tag geht es zu Fuß in die umliegenden Berge. Von verschiedenen Aussichtspunkten soll man einen großartigen Blick auf den Tungurahua haben, der als einer der aktivsten Vulkane Ecuadors gilt. 

Leider hängt er bei unserem Besuch in dichten Wolken – nur die Basis ist sichtbar. Schade, denn an klaren Tagen sieht man angeblich Rauchschwaden oder sogar Feuerspucken. Das wäre spektakulär gewesen.

Kulinarisch dagegen ist Baños eher ernüchternd. Neben Ceviche gibt es wenig, was überzeugt. In den meisten Restaurants landet Pollo a la Brasa auf dem Tisch – frittiertes Hähnchen à la Kentucky Fried Chicken, dazu Pommes und Reis gleichzeitig. Gemüse? Fehlanzeige. Nach ein paar Tagen sehnt man sich nach frischer, leichter Kost. Umso mehr freue ich mich, als wir ein Restaurant finden, in dem es Fleisch mit echten Kartoffeln und Gemüse gibt. Überraschend sind auch die Essgewohnheiten: Milch wird hier mit angewiderten Gesichtern abgelehnt – „wir essen Pudding und Schokolade, da ist schließlich auch Milch drin“, heißt es dann ernsthaft. Andere Länder, andere Sitten.

Und dann entdecke ich auf einem Grill die berühmten Cuys – Meerschweinchen, seit Inka-Zeiten eine Delikatesse in den Anden. Todesmutig will ich probieren, aber als ich den kleinen Körper mit Kopf, Zähnen und Krallen vor mir sehe, vergeht mir sofort der Appetit. Das ist mir doch eine Nummer zu heftig. Also bleibe ich lieber bei klassischeren Gerichten und beschließe: Cuy und ich – das wird nichts.

Trotz kleiner kulinarischer Schocks: Baños ist ein großartiger Stopp. Heiße Quellen für Wellness, Action beim Rafting, Wandern mit Vulkanblick und eine lebendige Kleinstadt-Atmosphäre. Ein Ort, an dem sich Wellness und Abenteuer perfekt verbinden lassen.

Ecuadoranische Delikatesse: Cuy

Kurzer Stopp in Quito

Quito

Die Anreise ist schon eine erneute Geduldsprobe. Während in Deutschland Busfahrpläne auf die Minute genau eingehalten werden, läuft das in Ecuador wesentlich flexibler. Abfahrt ist nicht unbedingt zu einer festen Uhrzeit, sondern eher dann, wenn genügend Fahrgäste da sind. Und selbst wenn der Bus schon losfährt, hält er gern noch einmal an, wenn ein spät kommender Reisender mit Rucksack ins Bild läuft. Gepäck wird abgenommen, verstaut, der Preis schnell verhandelt – und los geht’s. Kundenfreundlicher kann man sich das kaum vorstellen. Nach rund vier Stunden Fahrt taucht schließlich die Hauptstadt Quito auf.

Mit rund 2,7 Millionen Einwohnern ist Quito eine der höchstgelegenen Hauptstädte der Welt – auf über 2800 Metern in den Anden. Die Stadt zieht sich schier endlos durchs Tal, eingerahmt von Bergen und Vulkanen. Vieles wirkt groß, laut und chaotisch. Und doch ist da diese besondere Mischung aus kolonialem Erbe und moderner Metropole.

Die Altstadt ist dabei die größte Attraktion: Kopfsteinpflaster, enge Gassen, farbenfrohe Häuser und unzählige Kirchen. Besonders eindrucksvoll sind die Basílica del Voto Nacional mit ihren neugotischen Türmen sowie die Compañía de Jesús, deren prunkvolles Inneres fast vollständig mit Blattgold überzogen ist. Kein Wunder, dass die Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.

Spannend ist auch der Hügel El Panecillo („kleines Brötchen“), auf dem die Statue der Jungfrau Maria über der Stadt thront – ein bisschen wie das ecuadorianische Gegenstück zur Christusstatue in Rio. Von hier oben öffnet sich ein beeindruckender Panoramablick über die Stadt und die umliegenden Vulkane, darunter der mächtige Cotopaxi in der Ferne.

So schön das klingt, so problematisch ist aber das Sicherheitsgefühl. Quito gilt als eine der gefährlichsten Großstädte Südamerikas. Schon der Lonely Planet warnt eindringlich, und auch viele Reisende berichten von Überfällen. Besonders nachts sollte man äußerst vorsichtig sein. Selbst im Ausgehviertel La Mariscal wird mir von Einheimischen geraten, nach 22 Uhr keine 250 Meter mehr allein zu laufen – selbst diese kurze Strecke sollte man besser mit dem Taxi fahren.

Mein Fazit: Quito hat spannende koloniale Architektur, eine schöne Altstadt und tolle Ausblicke, aber das ständige Gefühl der Unsicherheit trübt den Aufenthalt erheblich. Für mich bleibt es ein kurzer Stopp – sehenswert, aber nicht gemütlich. Also nichts wie weiter: raus aus der Großstadt, hinein ins nächste Abenteuer im Dschungel.

Statue der Jungfrau Maria auf dem Hügel El Pancillo

Ab in die grüne Hölle

Cuyabeno Reservat

Um ins Amazonasgebiet zu gelangen, steht wieder eine längere Nachtfahrt an. Als ich morgens im Bus die Augen öffne, ist von der hektischen Großstadt nichts mehr übrig – stattdessen nur sattes Urwaldgrün. In Lago Agrio, einem kleinen Städtchen am Rand des Amazonasbeckens, endet die Straße. Von dort geht es über Schotterpisten bis zum Cuyabeno-Fluss und anschließend zwei Stunden per Motorboot tiefer hinein. Von „Hölle“ kann eigentlich keine Rede sein – die Landschaft ist wunderschön: Affen turnen durch die Baumwipfel, Fledermäuse huschen vorbei, und unser Bootsmann legt regelmäßig Fotostopps ein.

Die Lodge liegt mitten im Dschungel: Holzhütten mit Palmendächern, Moskitonetze über den Betten, Hängematten und ein Essbereich unter freiem Himmel. Selbst die Bäder haben keine Wände – hier schaut die Natur beim Zähneputzen zu. Zum Sonnenuntergang fahren wir zur Laguna Grande und wagen ein Bad im Amazonas.

Der „Penisfisch“-Mythos geistert zwar durch die Köpfe, aber ich halte mich tapfer an die Regel „nicht ins Wasser pinkeln“ und genieße das Bad. Später beim Abendessen wird’s filmreif: Eine Schlange packt vor unseren Augen eine Fledermaus, würgt sie und schluckt sie langsam hinunter, während eine Tarantel das Spektakel aus nächster Nähe verfolgt. 

Wir stehen daneben, diskutieren schon über den Ausgang des vermeintlichen Showdowns – und die beiden Tiere lassen es am Ende bleiben. Stattdessen holt sich die Schlange einfach die nächste Fledermaus. Willkommen im Dschungel-Kino.

Der zweite Tag startet mit einer ausgiebigen Wanderung. Unser Guide erklärt Pflanzen und Tiere, wir kosten Ameisen mit Zitronengeschmack (tatsächlich erfrischend) und schwingen uns an Lianen durch den Wald. Ein Jaguar zeigt sich natürlich nicht, aber der Spaßfaktor bleibt hoch. Am Nachmittag steht Piranha-Angeln auf dem Programm. Während meine Köder zuverlässig leer bleiben, zeigen die paar gefangenen Exemplare immerhin, dass ihre Zähne schärfer sind als jedes Schweizer Taschenmesser. Am Abend gleiten wir mit dem Boot über den Fluss, und plötzlich liegt ein 1,5 Meter langer Kaiman regungslos im Wasser. Fürs Foto posiert er brav, bevor er wieder verschwindet – zum Glück nicht ins Boot, wie unser Guide grinsend anmerkt.

So vergeht der Tag: morgens Tarzan, nachmittags erfolgloser Angler, abends fast Kaiman-Futter. Und nachts, wenn das Moskitonetz zugezogen ist, spielt draußen der Regenwald sein Konzert – laut, schrill, manchmal unheimlich, aber auf jeden Fall origineller als jede Spotify-Playlist.

Faultiere, Maden und ein Schamane

Cuyabeno Reservat

Am dritten Tag steht eine längere Bootsfahrt auf dem Programm. Während wir den Fluss hinabgleiten, gibt es genug zu sehen: exotische Vögel, dichtes Grün und tatsächlich zwei Faultiere, die ihrem Ruf gerecht werden und sich nur in Zeitlupe durch die Baumgipfel bewegen. Nach drei Stunden erreichen wir die Gemeinde San Victoriano, wo uns eine Einheimische zeigt, wie hier Brot gebacken wird – aus einer Wurzel, die zuerst ausgebuddelt, gerieben und entwässert werden muss. Danach landet die Masse auf einer heißen Platte und wird zu knusprigen Fladen, die wir wahlweise mit scharfer Paste, Thunfisch oder Ananasmarmelade probieren. Gar nicht schlecht!

Weiter flussabwärts treffen wir den Schamanen Don Alberto. Mit Federschmuck, bunter Robe und einer imposanten Kette aus Steinen und Zähnen empfängt er uns. In einem Vortrag erzählt er von seiner Ausbildung, die stolze 33 Jahre gedauert hat – ein regelrechtes „Dschungel-Studium“. Heute gibt er sein Wissen an Schüler weiter, darunter sogar Europäer. Von Heilpflanzen über Geisteraustreibungen mit Ayahuasca bis hin zu kleinen Gesangs- und Tanzritualen reicht sein Repertoire. Zum Abschluss gibt es eine kleine Vorführung, die uns mehr als nur einen Schmunzler entlockt.

Auf dem Rückweg begegnen uns rosa Flussdelfine, die fröhlich durchs Wasser tauchen. Nach Einbruch der Dunkelheit geht es dann mit Taschenlampen auf Nachtwanderung: riesige Spinnen, skurrile Insekten und die wohl größte Heuschrecke des Amazonas – ein 25 Zentimeter langes Monster, das selbst die Taranteln harmlos aussehen lässt.

Als später im Boot plötzlich ein Tier hineinspringt, bricht kurz Panik aus – eine Anakonda? Am Ende ist es nur ein kleiner Fisch, der per beherztem Kick wieder ins Wasser befördert wird. Dschungeldrama in Miniatur.

Am letzten Tag geht es im Kanu durch eine stille Lagune, in der keine Motoren erlaubt sind. Fledermäuse huschen über uns hinweg, Vögel kreuzen den Weg, und dann setzt tropischer Regen ein – nass, aber herrlich erfrischend. Der Rückweg erweist sich als sportliche Herausforderung: drei Stunden Paddeln bis zur Lodge. Müde und durchnässt kehren wir zurück und lassen die Tage gemütlich ausklingen.

Vier Tage „grüne Hölle“ liegen hinter uns – mit Schlangen und Taranteln, Faultieren und Delfinen, Kaimanen, Piranhas und einer Ratte im Zimmer. Mehr Abwechslung geht kaum. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge geht es zurück in die Zivilisation.

Tropenregen, Malecón & Leguane

Guayaquil

Als ich in Guayaquil ankomme, gießt es wie aus Eimern. Tropischer Regen verwandelt die Straßen in reißende Ströme, und mit dem Rucksack im Nassen zu stehen, ist keine Option. Also bleibt nur das Taxi – und wie so oft schnellen die Preise bei Regen, Nacht und Rush Hour in die Höhe. Statt der üblichen fünf Dollar werden zehn fällig. Lehrgeld im wahrsten Sinne des Wortes.

Guayaquil ist mit über drei Millionen Einwohnern die größte Stadt Ecuadors und zugleich das wirtschaftliche Zentrum des Landes. Der Hafen spielt seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle für Handel und Export, vor allem für Bananen und Kakao. Für Reisende dagegen hat die Stadt einen gemischten Ruf: viele meiden sie wegen Kriminalität, chaotischem Verkehr und tropischer Schwüle. Tatsächlich gilt Guayaquil lange als eine der gefährlichsten Städte des Landes, weshalb Reiseführer gern warnen, nachts nur mit Taxi zu fahren und Wertsachen gut zu verstecken.

Für mich gibt es hier aber einen besonderen Grund zu bleiben: Ich treffe einen Freund aus Deutschland, mit dem ich ein Stück der Reise gemeinsam fortsetze. Zusammen erkunden wir das Zentrum. Besonders die Plaza Bolívar ist sehenswert: Hier turnen Leguane frei durch die Bäume, was fast schon wie eine kleine Vorschau auf die Galápagos-Inseln wirkt.

Anschließend geht es auf den Malecón 2000, eine moderne Promenade am Río Guayas. Bewacht und überraschend sicher, zieht sie Spaziergänger, Familien und verliebte Paare an. Wir bewundern Denkmäler, Statuen und die Aussicht auf den Fluss, bevor es ins Viertel Las Peñas weitergeht.

Las Peñas liegt auf einem Hügel und ist einer der schönsten Stadtteile Guayaquils. Bunte Häuser, enge Gassen und zahlreiche Bars verleihen dem Viertel ein fast schon karibisches Flair. Bei tropischer Hitze fließt der Schweiß – also sorgt ein kühles Bier in einer der kleinen Bars für Abkühlung. Schnell kommt man mit den Einheimischen ins Gespräch, denn als „Gringo“ fällt man hier durchaus auf. Neugierige Blicke und freundliches Interesse sind Alltag. Zwischen Musik, Tanz und Geburtstagsfeiern bleibt die Stimmung locker, wenn auch laut.

Mein Fazit: Guayaquil ist sicher kein klassisches Schönwetter-Postkartenmotiv. Aber die Mischung aus Hafenstadt-Charme, lebendigem Ausgehviertel, Promenade am Fluss und den offenen Einheimischen hat ihren Reiz. Wer vorsichtig ist und sich an die Grundregeln hält, kann der Stadt durchaus etwas abgewinnen.

Nach diesem kurzen Zwischenstopp zieht es mich weiter – an die Strände von Montañita.

Leguan in Guyaquil

Durchtanzte Nächte, Sonnenbrand und Montezumas Rache

Montañita

Nach dem Großstadtdschungel von Guayaquil geht es mit meinem Reisebegleiter an die Küste – nach Montañita, ein Dorf, das längst kein Geheimtipp mehr ist, aber genau deshalb so lebendig wirkt. Die Mischung ist einfach: kurze Bikinis, lange Nächte, kühle Cocktails und Surfer mit noch kühleren Frisuren. Touristisch? Klar. Aber ehrlich gesagt auch ziemlich unterhaltsam.

Schon im Hostel gibt es zur Begrüßung einen Cocktail, und ehe man sich versieht, stolpert man von einer Bar zur nächsten Strandparty. Auf dem Weg dorthin bremst uns ein Straßenstand aus, betrieben von einem Mann, der sich selbst „El Poeta“ nennt. Ob das wirklich sein Name ist, darf bezweifelt werden, aber die Drinks mit klingenden Namen wie Amoroso sind so süffig, dass irgendwann niemand mehr nachfragt. Im Rausch der Musik mischen sich Argentinier, Peruaner und Rucksacktouristen zu einer wilden Tanzgemeinschaft – Salsa, Reggaeton und ein paar unvergessene 80er-Moves inklusive. Die Nacht am Strand verschwimmt, und der Morgen kommt schneller, als es den müden Füßen lieb ist.

Tagsüber geht es natürlich an den Strand. Der Pazifik rollt hier mit einer kräftigen Brandung an, perfekt für Wellenreiter und solche, die es werden wollen. Ohne Surfbrett und Tattoo sticht man allerdings schnell als Gringo heraus. Ich überlege ernsthaft, mir wenigstens ein Brett an den Sonnenschirm zu lehnen – rein für die Optik. Apropos Sonnenschirm: Er schützt nicht vor allem. Nach Stunden im Sand stelle ich fest, dass auch unter dem Schirm Sonnenbrand droht – entweder war der Stoff undicht oder der reflektierende Sand stärker als gedacht. Das Ergebnis: rot wie ein Krebs und für die nächsten Tage in T-Shirts eingepackt.

Abseits vom Strand lockt das Nachtleben erneut. Bars, Diskos, Strandclubs – überall wird getanzt, geschwitzt und gefeiert. Manchmal fehlen die einfachsten Dinge, etwa Wechselgeld: ein Zwei-Dollar-Bier kann hier durchaus zum Problem werden, wenn man nur einen Zwanziger in der Tasche hat.

Die Lösung der Wirte? Anschreiben lassen und das Wechselgeld „abfeiern“. Eine clevere Verkaufsstrategie, die erstaunlich gut funktioniert.

Typisch Montañita sind auch die argentinischen Armbandverkäufer, die an jeder Ecke sitzen. Mit viel Charme und endlosen Geschichten knüpfen sie ihre Bändchen – und reden einem ein halbes „Bife de Chorizo“ ans Ohr. Widerstand zwecklos: irgendwann trägt man auch so ein Bändchen am Arm und glaubt ihnen die Geschichte von den edlen Amazonasfasern, aus denen es angeblich gefertigt ist.

Eigentlich wollten wir nach vier Tagen weiterreisen, doch Montezumas Rache verlängert den Aufenthalt unfreiwillig. Mein Reisebegleiter liegt mit klassischem Tropenmagen flach – vermutlich eine schlechte Empanada oder Eiswürfel, die man besser nicht gekostet hätte. Eine Busfahrt mit drei Stunden Schlaglöchern wäre in diesem Zustand undenkbar. Während er sich also im Zimmer mit Wasser, Tabletten und Toilettenpapier verschanzt, ziehe ich allein weiter an den Strand und abends in die Bars. Passenderweise trägt unser Hostel den Namen „Montezuma“ – der Humor liegt auf der Hand.

Am Abend geht es dann mit Einheimischen durch das Nachtleben, von Salsa-Bars bis hin zu einer riesigen Stranddisco, rundum offen mit Blick aufs Meer. Hier wird bis zum Morgengrauen gefeiert, während draußen die Brandung donnert. Montañita hat alles, was eine südamerikanische Küstenparty braucht: Sonne, Brandung, Musik und Menschen, die immer noch ein Bier oder einen Tanz parat haben.

Doch nach fünf Tagen voller Cocktails, Partys und zu wenig Schlaf ist klar: eine Pause muss her. Gut, dass das nächste Ziel schon feststeht – der Flug auf die Galápagos-Inseln, wo statt Tanzmusik Seelöwen, Blaufußtölpel und Riesenschildkröten warten.

Alter Grenzturm in Mecklemburg-Vorpommern

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Das war der Ecuador!

Ecuador überrascht an jeder Ecke – mit Vulkanen, Kolonialstädten, Dschungel, Stränden und Nächten, die länger dauern als geplant. Trotz seiner Größe ist es eine Welt für sich – vielseitig, lebendig, manchmal anstrengend, aber nie langweilig. Und während in Montañita noch die Musik nachhallt, wartet schon das nächste Highlight: die Galápagos-Inseln.

Schnell weiter mit den Galápagos-Inseln.