2009 (und 2024) - Goldene Tempel, türkisblaues Meer und ein Lächeln, das ansteckt. Thailand ist ein Land zwischen Spiritualität und Streetfood, Chaos und Charme. Von den Stränden Phukets über das (verpasste) Chiang Mai bis ins pulsierende Herz von Bangkok: Eine Reise durch Thailands Hitze, Herzlichkeit und herrlich viel Leben.

Sonne, Sand und sanfter Wahnsinn

Phuket

Thailand – das Land des Lächelns, der Tempel und der Garküchen. Jahrhunderte war es das Königreich Siam, stolz darauf, als einziges Land Südostasiens nie kolonialisiert worden zu sein. Heute verbindet Thailand Tradition und Tourismus so selbstverständlich, dass selbst auf einer Insel wie Phuket Geschichte, Chaos und Herzlichkeit Hand in Hand gehen.

Phuket, Thailands größte Insel, liegt in der Andamanensee – ein tropisches Paradies, das sich längst von einem Fischerort zu einem der beliebtesten Reiseziele Asiens entwickelt hat. Kaum angekommen, wird man sofort mit der typisch thailändischen Mischung aus Charme, Geschäftssinn und Dauerwerbung begrüßt: Alle paar Meter ruft jemand „Hey you, where you go? Tuk Tuk? Massage? Suit?“ – und nach zwei Stunden fühlt man sich wie auf einem Basar mit Endlosschleife. Doch das Ganze hat etwas Herzliches. Die Menschen sind freundlich, oft witzig, und ihre Beharrlichkeit fast schon liebenswert. Ein Lächeln, ein „No, thanks“ – und schon geht es weiter zum nächsten Versuch.

Auf den Märkten spielt sich das wahre Leben ab: Zwischen Bergen von Mangos, Drachenfrüchten, frischem Chili und dampfenden Woks duftet, zischt und brutzelt es an allen Ecken. Wer mutig ist, probiert frittiertes Insekten-Crunch oder gegrillte Krabben am Spieß. Daneben stapeln sich bunte Stoffe, Buddhafiguren, T-Shirts, Gewürze – ein sinnliches Chaos aus Farben und Gerüchen, das man so schnell nicht vergisst.

Natürlich darf das Inselparadies nicht ohne Strandtage bleiben. Die vom Lonely Planet gepriesenen Strände Kata, Patong und Karon habe ich ausgiebig getestet. 

Besonders Kata Beach überzeugt mit türkisfarbenem Wasser und feinem, weißen Sand – ideal zum Baden, Sonnen und einfach Nichtstun. Von dort aus geht’s zu den vorgelagerten Inseln: Phi Phi Don und Phi Phi Lay, damals noch völlig unberührt vom Massentourismus, gelten zu Recht als kleine Paradiese.

Auf Phi Phi Lay liegt der legendäre Maya Beach, bekannt aus dem Film „The Beach“ mit Leonardo DiCaprio. Und ja – die Kulisse ist wirklich filmreif: türkisblaues Wasser, steile Felsen, Palmen, Himmel. Weiter nördlich wartet ein weiteres Highlight: der James-Bond-Felsen, benannt nach Sean Connerys Drehort in „Der Mann mit dem goldenen Colt“. Der zylinderförmige Felsen ragt wie eine Filmkulisse aus dem Meer. Bei einer Kajaktour rund um Hong Island geht’s durch enge Lagunen und Höhlen, vorbei an Fledermäusen, Affen und jeder Menge Postkartenmotive.

Abends, zurück in Phuket, wird’s ruhiger. Nach Sonnenuntergang verlagert sich das Leben in kleine Gassen mit Straßenständen, Bars und Massage-Salons. Eine Thai-Massage gehört zum Tagesabschluss fast schon dazu – eine Mischung aus Wellness und Akrobatik, die einen in alle Richtungen biegt, aber am Ende wunderbar entspannt zurücklässt.

So ist Phuket: laut, herzlich, bunt, manchmal anstrengend – aber immer lebendig. Und irgendwo zwischen Garküchen, Stränden und Massagen liegt genau der Zauber, der Thailand so besonders macht.

Einschub: Thailand, Jahre später

Khao Lak

Viele Jahre nach meiner ersten Reise hat es mich noch einmal nach Thailand gezogen – diesmal aber nicht mit Rucksack und Abenteuerlust, sondern mit Frau, Kindern und dem ehrlichen Wunsch nach Nichtstun. Unser Ziel: Khao Lak, etwa eine Autostunde nördlich von Phuket. Die Region ist ruhiger, grüner und gelassener als ihr berühmter Nachbar – genau der richtige Ort, wenn man Sonne und Meer sucht, aber den Massentrubel von Patong lieber meidet.

Wir wohnen in einem kleinen Resort direkt am Strand – Meerblick inklusive, Frühstück mit Mangos und Pad Thai inklusive, Strandmassage fast auch inklusive. Kaum liegt man auf der Liege, steht schon jemand freundlich lächelnd daneben: „Massage? Coconut oil? Maybe later?“ Und ja – später immer gern.

Khao Lak ist perfekt für Familien: lange, flach abfallende Strände, ruhiges Wasser, viele kleine Restaurants, in denen man hervorragend und günstig essen kann. Und wenn man sich dann doch mal von der Sonnenliege erhebt, gibt es einiges zu entdecken.

Wir fahren auf einem Bambusfloß durch den Dschungel, sehen Schlangen, sattes Grün und kleine Dörfer. Ein weiters Ausflugshighlight: das Baden und Füttern von Elefanten – hautnah, nass, herzlich. Die Tiere gehören zu einer Auffangstation, die ehemalige Arbeitselefanten betreut.

Ein anderer Ausflug führt uns in eine Rettungsstation für Meeresschildkröten, wo kleine, tapsige Panzerträger in Becken planschen und auf ihre Rückkehr ins Meer vorbereitet werden. Und weil Stillhalten im Urlaub nicht unser Ding ist, geht’s schließlich auf einen Bootstrip zu den Surin Islands. Türkisfarbenes Wasser, Korallenriffe, Fische in allen Farben – beim Schnorcheln vergisst man die Zeit, den Sonnenbrand und fast den Rückweg.

Später besuchen wir ein altes Fischerdorf, das einst schwer vom Tsunami getroffen wurde. Eine ältere Bewohnerin erzählt uns, dass sich damals das Meer plötzlich zurückzog – und die Ältesten im Dorf sofort verstanden, was das bedeutete. Sie flohen mit einigen Familien in die Berge. Alle, die ihnen folgten, überlebten. Die anderen – ertranken. Eine einfache, eindringliche Geschichte, die man nicht vergisst.

Heute wirkt Khao Lak friedlich, fast sanft. Der Ort hat sich erholt, aber er trägt seine Geschichte mit Würde. Wer Ruhe sucht, Meeresrauschen mag und das echte Thailand erleben will – ohne Stress, aber mit Stil –, der ist hier goldrichtig. Und ja: Auch mit Familie.

Chaos, Kultur & Kokosnüsse

Bangkok

Bangkok. Schon der Name klingt nach Lärm, Hitze und irgendeiner Geschichte, die man später besser nicht seinen Eltern erzählt. Doch die thailändische Hauptstadt ist weit mehr als ein brodelndes Verkehrschaos mit Tuk-Tuks und Garküchen. Sie ist ein gewaltiges Mosaik aus Tempeln und Türmen, aus goldenen Buddhas, duftendem Streetfood und Menschen, die sich mit unglaublicher Gelassenheit durch all das hindurchbewegen.

Ich komme aus dem vergleichsweise entspannten Süden und lande mitten in dieser pulsierenden Stadt, die nie schläft – und offenbar auch nie stillsteht. An jeder Straßenecke wartet jemand mit einem Angebot: Tuk-Tuk? Massage? Maßanzug? Pad Thai? Oder alles zusammen? Anfangs noch belustigend, später leicht überfordernd. Aber genau das ist Bangkok – laut, lebendig, manchmal anstrengend, aber immer faszinierend.

Mein erstes Ziel: der Große Königspalast, das prachtvolle Herz der Stadt. Einst Residenz der Könige von Siam, heute ein glänzendes Symbol thailändischer Geschichte. Weiß-goldene Fassaden, funkelnde Dächer, filigrane Figuren und Ornamente, die wirken, als hätte jemand Geduld in Gold gegossen. Gleich daneben liegt der berühmte Wat Phra Kaew, der Tempel des Smaragd-Buddha – klein, grünlich schimmernd und einer der heiligsten Orte Thailands. Barfuß durch die kühlen Hallen zu gehen, während draußen 35 Grad herrschen, hat etwas fast Meditatives.

Nur eine Bootsfahrt über den Chao Phraya entfernt liegt der Wat Arun, der Tempel der Morgenröte. Von weitem sieht er fast unscheinbar aus – doch wer die steilen Stufen erklimmt, steht plötzlich auf einer Aussichtsterrasse mit Blick über ganz Bangkok. 

Unten ziehen Boote vorbei, am anderen Ufer blinken Dächer und Antennen, und der Fluss glitzert, als wäre er flüssiges Quecksilber. Der Aufstieg ist schweißtreibend, aber der Blick entschädigt für jeden Tropfen.

Und dann wäre da noch der Wat Pho, Heimat des riesigen liegenden Buddhas. Über 40 Meter lang, komplett vergoldet, Füße verziert mit Perlmutt – und trotzdem irgendwie friedlich. Der Tempel gilt als Geburtsstätte der traditionellen Thai-Massage, was mich natürlich sofort überzeugt. Ich lasse mich also in einer kleinen Schule massieren – von einer Dame, die aussieht, als könnte sie problemlos einen Ochsen umwerfen. Nach einer Stunde fühle ich mich gleichzeitig zehn Zentimeter größer und fünf Jahre älter – aber fantastisch entspannt.

Abseits der Tempel ist Bangkok ein Erlebnis für alle Sinne:
In Chinatown riecht es nach gebratenem Knoblauch, Sojasoße und Abenteuern. In der Khao San Road stapeln sich Rucksäcke, Plastikbecher und Geschichten, die besser nie das Tageslicht sehen. Und über allem hängt dieses Summen, das nur Großstädte erzeugen, in denen alles gleichzeitig passiert.

Bangkok ist keine Stadt, die man „besichtigt“. Man überlebt sie – und verliebt sich dabei heimlich ein bisschen. Zwischen goldenen Dächern, hupenden Tuk-Tuks und dampfenden Suppentöpfen steckt eine Energie, die süchtig macht. Man schwitzt, flucht, lacht – und weiß am Ende: Hier war man wirklich unterwegs.

Tempel, Trümmer und ein lächelnder Buddha im Baum

Ayutthaya

Nur eine gute Stunde nördlich von Bangkok liegt Ayutthaya, einst die prächtige Hauptstadt des alten Königreichs Siam – heute eine Stadt aus Ruinen, Geschichte und erstaunlich vielen Fotomotiven. Im 14. Jahrhundert gegründet, war Ayutthaya über 400 Jahre lang das politische und kulturelle Zentrum Thailands. Händler aus China, Indien und sogar Europa kamen hierher, um Seide, Gewürze und Gold zu tauschen. Dann kamen 1767 die Burmesen – und machten kurzen Prozess: Die Stadt wurde zerstört, geplündert und niedergebrannt. Was blieb, sind stille Zeugen einer glorreichen Vergangenheit – und ein Geschichtsbuch aus Backstein und Buddhafiguren.

Ich schlendere zwischen den alten Tempelanlagen, die heute Teil des UNESCO-Weltkulturerbes sind. Überall ragen verwitterte Chedis (Stupas) in den Himmel, rot, schief, schön. Manche Tempel wirken, als wären sie in die Erde eingesunken, andere trotzen der Zeit mit stiller Würde. Zwischen den Ruinen läuft man nicht nur durch Steine, sondern durch Jahrhunderte.

Und dann gibt es da diesen berühmten Buddha-Kopf, der in den Wurzeln eines Baumes steckt – im Wat Mahathat. Angeblich fiel die Statue einst um, der Kopf rollte in eine Banyanwurzel, und der Baum entschied, ihn einfach zu behalten. Heute schaut der Buddha mit sanftem Lächeln aus dem Wurzelgeflecht hervor – halb Natur, halb Religion, ganz Fotomotiv. Man darf sich davor fotografieren, aber nur in der Hocke – aus Respekt, versteht sich. Das sieht dann oft so aus, als würden Touristen Buddha höflich anbeten, während sie ein Selfie schießen.

Ayutthaya ist ruhiger als Bangkok, aber genauso faszinierend. Überall kleine Märkte, Garküchen mit kross gebratenem Fisch, und auf dem Fluss tuckern Boote mit Mönchen und Schulkindern. Am Abend leuchten die Tempel im warmen Licht – und man begreift, warum dieser Ort einst als das „Venedig des Ostens“ galt.

Wer Thailand verstehen will, sollte hierherkommen. Denn zwischen Ziegeln, Wurzeln und Wasserkanälen spürt man noch immer das Herz des alten Siam – und vielleicht auch ein kleines Stück Ewigkeit.

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Das war Thailand!

Thailand bleibt – auch Jahre später – eines dieser Länder, die man nie ganz loslässt. Wo Märkte nach Mango duften, Strände nach Salz schmecken und selbst der Straßenlärm irgendwie freundlich klingt.

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