Nach tropischen Tagen in Panama wartet das nächste Abenteuer: Costa Rica – grün, tierreich und erstaunlich organisiert. Ich reise vom Corcovado-Nationalpark über Tortuguero und Manuel Antonio bis in die Nebelwälder von MonteverdeUnterwegs begegnen mir Faultiere, Wale, Schildkröten und gelegentlich auch aggressive Affen. Costa Rica zeigt sich als ideales Einsteigerland für Mittelamerika: sicher, abwechslungsreich und voller Naturwunder – wenn auch nicht ganz günstig.

Insekten und andere Tiere in Corcovado

Corcovado Nationalpark

Adiós, Panama – ¡Buenos días, Costa Rica! Der Grenzübergang ist so unkompliziert wie die Nebensaison verspricht: kaum Menschen, keine Warteschlange, ein kurzer Stempel – fertig. Grenzübergänge sind normalerweise ja eher Orte, an denen sich Geduld und innere Ruhe beweisen müssen. Heute nicht.

Weiter geht’s zur Pazifikküste, nach Golfito, und von dort mit dem Boot hinüber zur Península de Osa, in den kleinen Ort Puerto Jiménez. Ein verschlafenes Tropenstädtchen – charmant, warm, grün. Und vor allem: Tor zum Corcovado-Nationalpark, einem der artenreichsten Regenwälder der Welt. Hier lebt mehr als die Hälfte aller Tierarten Costa Ricas – und ein paar, von denen ich noch nie gehört habe.

Der Parque Nacional Corcovado wurde 1975 gegründet und umfasst über 400 Quadratkilometer primären Regenwald – also Urwald, der noch nie gerodet oder bewirtschaftet wurde. Er gilt als einer der biologisch vielfältigsten Orte der Erde, in dem über 500 Baumarten, 140 Säugetierarten, 400 Vogelarten, 116 Reptilien- und Amphibienarten und 6.000 Insektenarten gezählt wurden.

Was das bedeutet? Eine Menge Bewegung im Gebüsch – und gute Chancen auf seltene Sichtungen. Zum Beispiel Pumas, Tapire oder – mit sehr viel Glück – Jaguare.

Im Hostel bin ich – wenig überraschend – mal wieder allein im Dorm. Die einzige andere Tourist:in im Haus ist Niederländerin und scheint sich das private Doppelzimmer mit dem Hausherren zu teilen. Mir soll's recht sein – ich habe meine Ruhe. Fast. Denn ein Tausendfüßler hat sich ebenfalls einquartiert. Ich hoffe, er bleibt nachts auf dem Boden – und nicht plötzlich auf meinem Gesicht. Vertrauen ist gut, Insektengitter wären besser.

Am nächsten Tag steht die Wanderung in den Nationalpark an. Mein Guide heißt Santos, ein erfahrener Mann mit ruhiger Stimme und tiefem Naturverständnis. Wir sind nur zu zweit. Wieder mal niemand sonst angemeldet – Nebensaison, man kennt’s.

Mit einem altersschwachen Transporter, der irgendwo zwischen Bus und Viehtransporter liegt, geht es zwei Stunden durch den dichten Regenwald. Das Dach vorne ist offen, und bei voller Fahrt pflügen wir durch tiefhängende Äste, Blätter – und jede Menge Insekten.
Plötzlich: Ein Grashüpfer landet auf meinem Bein. Riesig. Mindestens 15 Zentimeter. Ich friere innerlich ein. Mein Verhältnis zu Insekten ist... sagen wir, distanziert. Niemand hilft. Alle lachen. Schließlich erbarmt sich eine Frau gegenüber, versucht mit meinem Wanderstock das Tier zu entfernen. Der Hüpfer springt – Gott sei Dank nicht auf mich, sondern auf sie. Drama beendet.
Rückblickend war der Hüpfer vielleicht doch nur fünf Zentimeter groß. Aber gefühlt war’s ein Drachenbaby.

Am eigentlichen Startpunkt der Wanderung angekommen, geht’s endlich los: 18 Kilometer durch dichten, feuchten Regenwald, vorbei an Flüssen, Lianen, riesigen Bäumen und dem gelegentlichen Rascheln im Unterholz.

Wir sehen rote Aras, mehrere Affenarten, giftige Frösche, Fledermäuse, Ameisenbären, Nasenbären, einen Tucan, einen Uhu und viele andere Vogelarten, die ich nicht mal benennen kann. Santos kennt sie alle, erzählt ruhig und mit Begeisterung – über Pflanzen, Tiere, Symbiosen, Fallenpflanzen, Kakaobäume und Jaguarspuren. So wünscht man sich eine geführte Wanderung.

Zweimal müssen wir Flüsse durchqueren – barfuß, Schuhe in der Hand. Krokodile? Zurzeit zur Paarung im Inselinneren unterwegs. Das scheint hier immer das Argument zu sein, wenn’s gefährlich werden könnte. Ich gehe einfach schnell rüber.

Mein Wunsch, einen Jaguar zu sehen, erfüllt sich leider nicht. Aber mal ehrlich – wenn ich einen gesehen hätte, wäre das vermutlich ein sehr kurzer Text geworden. Die meisten sehen in ihrem ganzen Leben keinen.

Aber zu wissen, dass einer irgendwo da draußen sein könnte, macht die Sache irgendwie spannender.

Aggressive Affen und gechillte Faultiere

Manuel Antonio Nationalpark

Nächster Halt: der Manuel Antonio Nationalpark – einer der bekanntesten und meistbesuchten Nationalparks Costa Ricas. Die Anreise verläuft ausnahmsweise schnell und unkompliziert. Ich gewinne sogar einen halben Tag – perfekt für einen Abstecher an den Strand.

Vorher noch ein Supermarktstopp: Ich brauche neue Sonnencreme. Im Regal: 16 Dollar die Tube – mit Selbstbräuner. Vielleicht hilft’s ja wenigstens optisch gegen den Budgetschwund. Denn der ist real. Ich beschließe, selbst zu kochen, um zu sparen. Gestern Nudelsalat mit Hühnchen, heute mit Thunfisch, morgen: Nudeln mit Tomatensoße. Gourmetreisen sehen anders aus – aber hey, funktioniert.

Der Manuel Antonio Nationalpark ist mit seinen knapp 20 km² zwar klein, aber vollgepackt mit Biodiversität: dichter Regenwald, weiße Strände, viele Tierarten – und das alles nur wenige Stunden von San José entfernt. Kein Wunder also, dass hier auch Flipflop-Träger:innen mit Tagesrucksack und Handykamera auf ihre Kosten kommen. Der Park wurde 1972 gegründet und ist heute ein Vorzeigebeispiel für nachhaltigen Tourismus.

Ich mache mich im Wanderoutfit auf den Weg. Auf dem Zuweg sehe ich die ersten Affen – die Stimmung scheint angespannt. Plötzlich fliegen Früchte durch die Luft. Ich überlege kurz zurückzuwerfen, entscheide mich dann aber für die diplomatische Lösung. Der Klügere gibt nach. Und zum Glück bleibt es bei Früchten.

Dann erinnere ich mich: Heute ist Spieltag. Bayern gegen Dortmund. Ich überlege, meine Pläne zu ändern. Erste Bar: 

geschlossen. Zweite Bar: offen, aber der Barkeeper sagt: „Es ist 9  Uhr morgens – zu früh für Fußball.“ Falsch. Es ist niemals zu früh, um den Bayern einen Dämpfer zu verpassen. Ich gebe auf und ziehe weiter Richtung Park.

Am Eingang schließe ich mich einer kleinen Gruppe mit Guide an – gute Entscheidung. Die Tierwelt ist hier dermaßen gut getarnt, dass man ohne Hilfe vor allem Bäume sieht. Der Guide entdeckt Eidechsen, Spinnen, Grashüpfer(natürlich), und noch mehr Eidechsen. Ich denke: Schön, aber wo sind die Faultiere?

Dann wird’s interessanter: eine giftige Schlange am Wegesrand. Grün, elegant – aber besser aus der Ferne. „Nicht zu nah ran“, sagt der Guide. Wird gemacht.

Kurz darauf: endlich Faultiere. Sie hängen entspannt in den Bäumen, bewegen sich kaum und blicken mit stoischer Ruhe auf uns herab. Ich schaffe ein paar gute Fotos. In meinem Kopf läuft eine Doku ab: Zwei Männchen kämpfen um ein Weibchen – in epischer Zeitlupe. Langsamer geht’s nicht. Einfach köstlich.

Nach der Tour geht’s zu den Stränden im Park – und die sind nicht von schlechten Eltern. Weißer Sand, Dschungelkulisse, ruhiges Wasser. Ein Waschbär stiehlt meinen Nachbar:innen den Lunch direkt aus der Tasche. Professionell. Ich schaue bewundernd zu.

Auf dem Rückweg mache ich noch einen Abstecher zu einem Aussichtspunkt – und entdecke tatsächlich zwei Buckelwale, die ruhig vor der Küste entlangziehen. Ein stiller, perfekter Abschluss.

Mein Plan für morgen steht: Ich besuche den benachbarten Marino-Ballena-Nationalpark. Vielleicht gibt’s dort noch mehr Wale – und hoffentlich keine Affen mit Zielen.

Wale, Delfine und Schildkröten – maritime Dreifaltigkeit vor Küste Unitas

Uvita / Marino Ballena Nationalpark

Heute geht’s weiter nach Süden. Ich verlasse Manuel Antonio und fahre rund zwei Stunden die Pazifikküste hinab in Richtung Uvita, dem Ausgangspunkt für Touren im Marino Ballena Nationalpark. Das Ziel: Buckelwale und Delfine beobachten. Die Bedingungen passen, die Hoffnung ist groß – die Kamera sowieso griffbereit.

Der Nationalpark wurde 1989 gegründet, um die marinen Lebensräume, Korallenriffe und wandernden Meeressäuger zu schützen. Besonders bekannt ist er für seine „Walflosse“ – eine Fels- und Sandformation vor der Küste von Uvita, die bei Ebbe aussieht wie eine riesige Fluke. Passend dazu ziehen zwischen Juli und Oktober Buckelwale durch die Gewässer, um sich zu paaren und ihre Kälber zur Welt zu bringen. Genau in dieser Zeit bin ich unterwegs – beste Voraussetzungen für eine Sichtung.

Wir steigen ins Boot, der Motor startet, und der Wellengang ist direkt… sportlich. Die kleine Tochter eines Mitreisenden wird sofort seekrank. Ich blicke vorsichtshalber in die andere Richtung, bereit, bei Bedarf auszuweichen. Es tut mir leid für sie – aber umkehren ist keine Option. Die Tour dauert vier Stunden. Jetzt heißt es: durchhalten.

Nach etwa 30 Minuten Fahrt entlang der Küste meldet sich ein anderes Boot per Funk: Wale gesichtet. Unser Captain dreht sofort ab. Minuten später sind wir da. Der Motor wird ausgestellt, das Boot treibt ruhig – wir wollen die Tiere nicht stören.

Costa Rica hat in Sachen Walbeobachtung klare Regeln: Boote müssen einen Mindestabstand halten, dürfen nicht zu lange bei einer Walfamilie bleiben (maximal 30 Minuten) und sollen den Tieren möglichst wenig Stress verursachen. Die Anbieter in Uvita halten sich – zumindest bei dieser Tour – konsequent daran. Auch die Anzahl der Boote pro Sichtung ist begrenzt, um die Ruhe der Tiere zu wahren. Das gefällt mir.

Und dann sind sie da: ein Walweibchen, ein Männchen und ein Kalb. Drei majestätische Buckelwale. Direkt neben uns. Sie tauchen ruhig auf und ab, ihre riesigen Schwanzflossen glänzen in der Sonne. Das Kalb rollt sich auf die Seite, streckt verspielt eine Flosse aus dem Wasser. Alle an Bord sind begeistert – auch unsere Guides, die sagen, so ein entspanntes Trio sei nicht alltäglich. Wir haben offenbar großes Glück.

Die halbe Stunde ist schneller vorbei als gedacht – und schon geht’s weiter. Doch der Tag hat noch mehr zu bieten: Delfine tauchen auf, schwimmen elegant neben dem Boot her und sorgen für Begeisterung auf allen Seiten. Dann entdecken wir drei Schildkröten, die ruhig an der Wasseroberfläche treiben. Auch die Crew ist überrascht – die Artenvielfalt an diesem Morgen ist außergewöhnlich.

Ein kurzer Schnorchelausflug ist eigentlich noch geplant – aber dann folgt der nächste Hinweis auf Wale. Also lassen wir das Schnorchelzeug links liegen und fahren direkt weiter.

Dieses Mal: eine Mutter mit Kalb. Wieder bleiben die Tiere an der Oberfläche, schwimmen gemächlich, lassen sich aus nächster Nähe beobachten. Nur sechs, sieben Meter entfernt. Wir hören sie atmen, sehen ihre Augen – und ja, man riecht sie auch. Die Atemfontäne riecht, wie soll man sagen… markant. Aber das gehört dazu.

Was bleibt, ist Gänsehaut. Und ein Gefühl, das sich schwer in Worte fassen lässt: Solche riesigen, sanften Tiere so nah zu sehen, ist einer dieser Momente, die man nicht vergisst – und die dem Nationalpark Marino Ballena seinen ganz eigenen Zauber verleihen. Nicht nur wegen der Tiere, sondern auch wegen dem, was der Ort symbolisiert: Ein Stück Natur, das hier – zumindest für den Moment – noch respektiert und geschützt wird.

Schildkrötenaction und Froschsuche

Tortuguero

Es geht weiter – einmal quer durchs Land an die Karibikküste, nach Tortuguero. Die Anreise zieht sich, ich bin spät dran. In Costa Rica wird es schon gegen 17 Uhr dunkel, um 18 Uhr ist’s stockfinster. Das wäre ja kein Problem, wenn die letzten Busse nicht oft schon um 15 oder 16 Uhr abfahren würden. Danach geht meist nichts mehr.

Ich muss noch zweimal umsteigen, und das letzte Stück der Strecke wird mit dem Boot zurückgelegt – Tortuguero liegt mitten im Dschungel, inmitten von Mangroven und Kanälen, nur per Wasserweg erreichbar. Klingt romantisch, aber mit Blick auf die Uhr wird’s langsam knapp. Wenn das schiefgeht, muss ich unterwegs übernachten.

In Cariari springe ich aus dem Bus und haste zum Anschluss. Am Busbahnhof steht ein Mann, der sofort fragt: „Tortuguero?“. Normalerweise ignoriere ich solche Leute, die sich einem direkt aufdrängen, aber diesmal denke ich mir: Was soll’s, er hat recht – wo sollte ich sonst hinwollen? Ich antworte mit einem kurzen „Sí“. Er meint, ich würde es noch rechtzeitig zum Boot schaffen. Der Preis klingt okay, also lasse ich mich drauf ein.

Im Bus fragt er, ob ich schon eine Unterkunft hätte. Normalerweise sage ich das niemandem, aber diesmal murmele ich „Cabinas Icaco“. Er lächelt wissend: „Ach, du bist Hendrik – wir arbeiten mit denen zusammen.“ Na gut, immerhin keine Abzocke. Später bietet er mir auch gleich ein paar Ausflüge an – natürlich.

Unterwegs erspähe ich ein Faultier, das sich – offenbar im Stress des Berufsverkehrs – auf ein Stromkabel verirrt hat und sich langsam von einer Straßenseite zur anderen hangelt. Ich hoffe, das geht gut aus. Willkommen in Costa Rica.

Angekommen in Tortuguero: zwei Touren sind schnell gebucht, das Zimmer ist bezogen. Der Ort liegt zwar sprichwörtlich am Ende der Welt, aber das WLAN ist ausgezeichnet. Dann zieht ein Gewitter auf – Stromausfall im ganzen Dorf. Ich bekomme eine Kerze. Glück im Unglück: Mein iPad hat noch 80 % Akku, ich nutze die Zeit zum Blogschreiben. Abendessen fällt aus – es ist 

zu nass und zu dunkel, um rauszugehen. Zum Glück habe ich noch einen Apfel und eine halbe Flasche Wasser. Gourmet ist anders – aber ich wollte ja eh ein bisschen abnehmen.

Insekten? Jede Menge. Moskitos überall. Aber ich bin vorbereitet: Mein mitgebrachtes Moskitonetz kommt zum Einsatz. Und ich sag’s, wie’s ist – es fühlt sich an wie eine Burg. Ein dünnes, luftiges Bollwerk. Kein Summen, kein Surren – ich bin sicher. Nur doof für die Riesen-Kakerlake, die mich am nächsten Morgen von der Wand aus enttäuscht anstarrt. Sorry, zu spät.

Am nächsten Tag steht eine Kanutour durch die Kanäle an. Die Natur ist wunderschön, das Licht weich, der Dschungel wach. Wir entdecken Kaimane und verschiedene Vögel – alles ruhig. 

Abends folgt die Nachtwanderung. Highlight: der berühmte Rotaugenlaubfrosch, grün mit leuchtend roten Augen – der Costa-Rica-Klassiker schlechthin. Endlich live gesehen!

Am späten Abend dann das eigentliche Highlight: die Eiablage einer Grünen Meeresschildkröte. Ein Ranger führt uns leise an den Strand. Die Schildkröte hat ihren Platz bereits gefunden und beginnt, ein tiefes Loch zu graben. Sobald sie in die Eiablage-Trance fällt, dürfen wir näherkommen – ohne Licht, ohne Kamera. Der Ranger beleuchtet die Szene mit einem roten Licht, das die Schildkröte nicht stört.

Rund 100 Eier plumpsen ins Nest – ein unglaublicher Moment. Danach wird das Nest sorgfältig mit Sand bedeckt und getarnt. Schließlich gräbt sich das Tier ein gutes Stück vom Nest weg, um es durch ein sogenanntes „Fake-Nest“ zu verwirren – ein Überlebenstrick gegen Räuber.
Dann schleppen sich die schweren Flossen zurück ins Meer.

Auf dem Rückweg begegnen wir dem Ranger erneut. Er hat ein paar frisch geschlüpfte Schildkröten eingesammelt, die sich auf dem Weg zum Meer vom Licht des Dorfes haben ablenken lassen. Ich finde auch noch eine kleine Nachzüglerin. Gemeinsam bringen wir sie in die richtige Richtung.

Tortuguero ist abgelegen, feucht, mückenreich – aber auch beeindruckend, wild und voller Leben. Und genau deshalb sollte man herkommen.

Mit Kaffee und Nebelwald: letzte Station in Costa Rica

Monteverde

Die Reise nach Monteverde ist… sagen wir mal, nicht gerade die entspannendste Etappe. Ganze 15 Stunden bin ich unterwegs – eine zähe Kombination aus Bussen, Booten und Warterei. Das Unterhaltungsprogramm an Bord ist dafür einmal mehr spektakulär: Hollywood-Action.

Am ersten Tag in Monteverde will ich es ruhig angehen lassen. Ich entscheide mich für eine Wanderung zu einem Aussichtspunkt, von dem man angeblich einen tollen Blick auf den Vulkan Arenal hat. Leider entpuppt sich der Weg dorthin als halber Berglauf – 45 Grad steil, rutschig und schlammig. Oben angekommen… sieht man: nichts. Nur Nebel. Schön war’s trotzdem – irgendwie. Also fast.

Am Nachmittag besuche ich eine Kaffee- und Kakaoplantage. Dort lerne ich, wie die Bohne vom Busch in die Tasse kommt, wie unterschiedlich geröstet wird und was gute Schokolade ausmacht. Natürlich wird auch verkostet: mehrere Sorten Kaffee und diverse Kakaoprodukte, inklusive Zucker-Overkill. Nach so viel Koffein und Glukose bezweifle ich, dass ich in dieser Woche noch einmal schlafen kann – aber wach bin ich jetzt auf jeden Fall.

Der nächste Tag gehört dem berühmten Monteverde Cloud Forest Reserve. Ein Nebelwald, der seinem Namen alle Ehre macht – es regnet in Strömen. Also eher Regenwald mit PR-Abteilung. Der Eintritt liegt bei stolzen 20 Dollar, aber der Besuch 

lohnt sich. Ich wandere alle Wege ab, genieße die moosbedeckten Bäume, die Stille, die Vogelstimmen – und den Moment, als ein Nasenbär neugierig meinen Weg kreuzt.

Abends im Hostel dann die Überraschung: statt Ruhe gibt’s Teenie-Alarm. Eine australische Schulklasse ist auf Klassenfahrt in Costa Rica. Ich komme mit den Lehrer:innen ins Gespräch – alle zwei Jahre fliegt die Schule mit den Schüler:innen irgendwohin in die Welt: Namibia, Botswana, Indien, und jetzt eben Costa Rica. Beeindruckend! Zu meiner Zeit war das Maximum der Gefühle ein Schulausflug in den Kletterpark. Oder nach Brandenburg. Ich hätte Lehrer werden sollen.

Und so endet meine Reise durch Costa Rica. Ein Land, das sich anfühlt wie ein riesiger Naturpark. Überall Tiere, Vulkane, Wälder, Strände, Wasserfälle. Alles wirkt organisiert, sicher, sauber. Die Menschen sind freundlich, hilfsbereit und zu Recht stolz auf ihr Land. Und sie tun einiges dafür, dass das auch so bleibt: Rund 25 % der Fläche bestehen aus Nationalparks, Jagd ist verboten, Ökotourismus wird großgeschrieben.

Klar, billig ist das alles nicht. Aber wer Natur liebt, Tiere sehen will und vielleicht zum ersten Mal nach Mittelamerika reist, ist hier goldrichtig. Costa Rica ist wie ein Soft-Opening für das große Lateinamerika-Abenteuer – mit Filterkaffee, Faultieren und funktionierendem WLAN.

Ich verabschiede mich – mit vielen Eindrücken im Gepäck und großer Vorfreude auf das nächste Kapitel: Nicaragua.

Brücke im Nebelwald von Monteverde in Costa Rica

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.

Das war Costa Rica! 

Costa Rica war wie ein Naturdokumentarfilm zum Mitlaufen – mit großem Budget und gelegentlichen Moskito-Attacken. Ein perfekter Einstieg in die Region, aber jetzt wird’s rustikaler. Ich packe meinen Rucksack, schüttle die letzte Kakerlake aus dem Moskitonetz und mache mich auf den Weg: Nicaragua, ich komme!